Methodik

Verbreitungserhebung mittels Befragung  

Vorkommen der SEBA-Baumarten wurden in Experteninterviews mit rund 1’000 Revierförstern, Kreisförstern, Naturschutzpraktikern und Botanik-Experten erhoben. Diese Daten wurden stichprobenweise mit Felderhebungen oder durch Abgleich mit dem Schweizer Landesforstinventar (LFI) überprüft. Die erzielten Ergebnisse sind von hoher Qualität (Konsistenz, Richtigkeit, abschätzbare Repräsentanz). Mehr Angaben zur Dateninterpretation finden Sie im Merkblatt Download Zum Verständnis der Artensteckbriefe (PDF, 49 KB).
 

Ableiten plausibler Gefährdungseinstufung

Aufgrund der neuen Datenlage konnten für einige Arten die Gefährdungsstufen gemäss neuen IUCN-Kriterien erstmals zuverlässig bestimmt werden.

Ableiten zweckmässiger Förderungsstrategien

Ausserdem erlauben die Daten die Ableitung begründeter regional differenzierter Förderungsstrategien:

  • Sind Erhaltungs- oder Förderungsmassnahmen nötig/dringlich? (Gefährdung)
  •  Wo sind welche Erhaltungs- oder Förderungsmassnahmen am effektivsten? (Verbreitungsmuster: Kernpopulationen, Fragmentierung)

Für die Interpretation des Verbreitungsmusters wurde nebst gutachtlicher Experteneinschätzung folgende standardisierte Methode angewendet, um die prioritären Massnahmenregionen zu bestimmen (am Beispiel der Elsbeere):


1 Populationen bilden

Um die Vorkommen wurden Mäntel mit verschiedenen Abständen gelegt. Dadurch zeigt sich, bei welchem Mantel, das heisst bei welchem maximalen Abstand (1 km, 3 km, 10 km, 30 km), benachbarte Vorkommen zusammenfallen und die Vorkommen sich vernetzen würden. So können hypothetische Populationen gebildet werden (vgl. Themen-Merkblatt Download Biodiversität (PDF, 102 KB)).

Ein Übersichtskarte zur Populationenbildung der Elsbeere in der Schweiz.Populationenbildung mit maximalen Abständen zwischen den Populationen von 1, 3, 10 oder 30 km. Mit zwei Beispielen (1-2).

(1) Abstand <3 km: relativ gute Vernetzung.
(2) Abstand >10 km: Verbreitungslücke, die zur Isolation einer Teilpopulation führt.

2 Populationsgrössen klassieren

Die hypothetischen Populationen mit maximalem Abstand von 3 km zwischen den Vorkommen sind den natürlichen Fortpflanzungsgemeinschaften am nächsten, da Genfluss darüber hinaus gering sein dürfte (vgl. Themen-Merkblatt Download Biodiversität (PDF, 102 KB)). Für diese Populationen wurden die Individuenzahlen aufsummiert. Das ergibt die jeweiligen Populationsgrössen. Um diese sichtbar zu machen, haben wir verschiedene Klassen unterschieden. Das zeigt uns, wo die Kernpopulationen der Art liegen.
 

Ein Übersichtskarte zur Klassifizierung von Populationsgrösse der Elsbeere in der Schweiz. Mit drei Beispielen (3-5).

(3) Individuenzahl > 10’000: wahrscheinlich stabile, genetisch kaum oder gar nicht verarmte Kernpopulation.
(4) Individuenzahl < 10’000, es wären aber ausreichend geeignete Habitate vorhanden: potentielle Kernpopulation.
(5) Individuenzahl < 10'000, stark isoliert und wahrscheinlich natürlich sporadisch aussterbend und wiederbesiedelt: Senkenpopulation — im Gegensatz zur Kernpopulation als Quellenpopulation.
 

3 Massnahmenregionen festlegen

Massnahmenregionen sind Gebiete, in denen Förderungsmassnahmen für gefährdete Arten besonders vordringlich und zweckmässig sind. Diese konnten aufgrund von Verbreitungsmuster (Kernpopulationen, Fragmentierung) gemeindescharf festgelegt werden. Dabei sind 2 Typen zu unterscheiden: Schwerpunktregionen und Vernetzungsregionen.

Ein Übersichtskarte zur festgelegten Massnahmenregionen für die Elsbeere in der Schweiz. Mit Schwerpunktregionen (Nr. 6), welche den Kernarealen entsprechen und Vernetzungsregionen (Nr.7). Sowie Beispielen für Prioritäten von Förderungsmassnahmen (a-e)

(6) Schwerpunktregionen zur Erhaltung und Förderung der (potenziellen) Kernpopulationen.
(7) Vernetzungsregionen, die einen minimalen Genfluss zwischen Kernpopulationen ermöglichen sollen

Die Prioritäten der Förderungsmassnahmen vor Ort (in situ-Massnahmen) können wie folgt abgestuft werden:
(a) Aktuelle oder potentielle Kernpopulationen erhalten.
(b) Individuenschwache Kernpopulationen ausbauen (inkl. innere Vernetzung).
(c) Die Kernpopulationen untereinander vernetzen.
(d) Kleine, stark isolierte Populationen erhalten und ausbauen.
(e) Isolierte Populationen mit Kernpopulationen vernetzen.